Teilnehmer der Führung auf dem Rundweg über die Sondermülldeponie Malsch

Giftmüllkippe heute

Das Ziel unseres Dorfspaziergangs am Freitag, den 26. Oktober 2018, war die Sonderabfalldeponie (SAD) im Gelände der ehemaligen Tongrube an der B3.

Zahlreiche Interessierte waren unserer Einladung gefolgt, darunter auch Aktivisten der ersten Stunde. Nach einer kurzen Begrüßung vor dem Verwaltungsgebäude der Deponie übernahmen Herr Resch, Geschäftsführer der SAD, und Herr Unterweger, Betriebsleiter der SAD, die weitere Führung. Zuerst ging es über das Außengelände mit diversen Mess- und Kontrollpunkten, weiter in die ehemalige Aufbereitungshalle und zur Abfüllstation. Danach kamen wir zurück ins Verwaltungsgebäude, wo uns ein interessanter Film zur Geschichte und Sanierung der Abfalldeponie erwartete.

Luftansicht der ehemaligen Sondermülldeponie Malsch

In der Außenanlage der Deponie erwartet den Besucher ein großes grasbewachsenes Gelände, bestückt mit umweltfreundlichen Solaranlagen, wo bis vor kurzem noch Schafe weideten. Doch das vermeintliche Idyll trügt.

In der Grube liegen laut Presseberichten der 70er Jahre Fässer mit hochgiftigem Industriemüll. Das Wasser rundherum war mit Cyanid verseucht, teilweise in tödlichen Konzentrationen. Ein Teilnehmer unserer Gruppe erinnerte sich, wie er als 17jähriger Schüler zusammen mit vielen anderen versucht hatte, die ankommenden LKWs am Abkippen ihrer giftigen Ladung zu hindern.

Blick in die Deponie während der Befüllungsphase

Heute ist die Grube über ihre gesamte Oberfläche mit einer speziellen Folie gegen das Eindringen von Niederschlagswasser abgedichtet. Im Erdreich um die ehemaligen Lagerstätten herum verläuft eine Abdichtungswand, welche die Tongrube umschließt, um sowohl ein Eindringen von Hangwasser als auch ein Austreten von giftigem Sickerwasser weitestgehend zu verhindern. Über viele Mess- und Kontrollstationen wird das Innenleben der Deponie ständig kontrolliert. Um ein Austreten des kontaminierten Sickerwassers zu verhindern, muss der Wasserstand in der stillgelegten Grube kontinuierlich auf gleichem Pegel gehalten werden.

Für die bisherigen Sanierungsmaßnahmen musste das Land ca. 100 Millionen D-Mark ausgeben. Heute wird wird durch die landeseigene Gesellschaft nur noch Nachsorge betrieben. Doch auch sie verursacht weiterhin hohe jährliche Kosten für den Betrieb und die Entsorgung des giftigen Deponiewassers, das Personal und die Kontrolle der Grube sowie der umliegenden Grundwasserüberwachungsstellen durch unabhängige Sachverständige und Labore.

Auch die Frage nach der ferneren Zukunft der Deponie beunruhigt: Die Lebensdauer der abdichtenden Folie wird mit maximal 100 Jahren beziffert. Ebenso sind alle anderen getroffenen Dichtungsmaßnahmen niemals 100-prozentig dicht, es muss also viele weitere Jahrzehnte lang Kontrollen geben und die Folie wird irgendwann erneuert werden müssen.

Eine Hoffnung dabei ist, dass der Giftmüll eines Tages als Recyclingpotential entdeckt und genutzt werden könnte. Bis dahin gilt es, dran zu bleiben und dem Widerstand gegen Ausbeutung und Zerstörung unserer Lebensgrundlagen eine Stimme zu geben. In unserem eigenen Interesse muss uns Menschen bewusst werden, dass wir so wie bisher nicht mehr mit unserer Natur und Umwelt umgehen können!

Abschließend möchten wir uns bei Herrn Resch und Herrn Unterweger ganz besonders bedanken, dass Sie uns diesen ungewöhnlichen Dorfspaziergang ermöglicht und uns alle Fragen so offen und geduldig beantwortet haben. Der Einblick, den wir gewinnen konnten und die offenen Diskussionen waren keine Selbstverständlichkeit, denn die SAD ist normalerweise nicht für Besucher zugänglich. Aber vielleicht dürfen wir ja irgendwann einmal wieder kommen…

Und jetzt?? – Immer noch weitermachen?!

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