In der Gemeinderatssitzung am 28. September wurde unter TOP 2 (Nahversorgung) über die Einrichtung des Kleinstladens „Teo“ auf dem gemeindeeigenen Grundstück Hauptstraße Nr. 122 beraten. Mehrheitlich wurde für die Realisierung dieses Einzelhandelskonzeptes entschieden.
Unsere Fraktion hatte folgende Stellungnahme abgegeben:
Eine deutliche Mehrheit des Gemeinderats hatte in der Sitzung vom 27. Juli die Verwaltung beauftragt, weitere Verhandlungen zur Umsetzung des Konzeptes in Malsch zu führen. Heute kommt es nun zur Entscheidung für oder gegen den „Teo“. Das Grundstück mit der Flurstücks-Nummer 155 gehört genauso wie z.B. der Ortsplatz zum 2022 auslaufenden Sanierungsgebiet „Ortsmitte III“. Die für dieses Sanierungsgebiet vorgegeben Sanierungsziele lauten u.a. Angebote der Nahversorgung zu schaffen und eine Belebung der Ortsmitte herbeizuführen.
Die am 28. Juli im Rahmen des Gemeindeentwicklungskonzeptes stattgefundene Zukunftswerkstatt hatte ähnliche Ansätze hervorgebracht: Es wurden attraktive Angebote und Nutzungen der Ortsmitte und eine Verkehrsreduktion durch Stärkung des Fuß- und Radverkehrs eingefordert. Die Arbeitsgruppe für Wirtschaft, Handwerk und Einzelhandel betonte als eine Maßnahme eben diesen zu stärken und neue Betriebe anzusiedeln. Gleichzeitig wurde aber auch hier erstmalig die Schwächung des Einzelhandels durch einen „24-Stunden-Laden“ angemahnt. Uns hat diese Aussage genauso überrascht wie die in den Tagen danach vorgetragene Warnung vor einer Bürgerinitiative und einer Unterschriftenliste gegen dieses Projekt. Uns stellte sich zunächst die Frage, ob die Realisierung des mittlerweile nicht mehr vorhandenen „Dorfladens“ damals genauso hohe Wellen geschlagen hatte und warum es nun bei diesem Vorhaben so schnell zu massiven Gegenreaktionen kommt? Auf direkte Nachfrage bei den Beschwerde vortragenden Bürgern wurde vor allem die Sorge der Lärmbelästigung durch das nächtliche Anfahren und Türenknallen und die Vermüllung um den Tiny-Store (Kleinstladen) vorgetragen. Vor allem der Jugend wird dieses Verhalten unterstellt (!).
Wie Bürgermeister Jürgen Hahn aus dem osthessischen Rasdorf schrifttlich mitteilte, seien in seiner Gemeinde auf dem Areal des seit März 2021 errichteten Kleinstladens weder Beschwerden über Verschmutzungen noch über Ruhestörungen eingegangen. Trotzdem gilt es, das Thema Lärmbelästigung nicht einfach abzutun. Vielleich könnte man das Befüllen des Ladens auf eine Zeit von 6 Uhr bis 20 Uhr im Mietvertrag festlegen?
Dem Argument, das „Design passe nicht ins Ortsbild“ möchten wir entgegnen, dass die natürliche, barrierefreie Gestaltung mit Dachbegrünung in einer extensiv gemähten Wiese mehr Charme verbreitet, als eine Blockbebauung an gleicher Stelle. „Teo“ wurde in den Jahren 2020/21 mehrfach ausgezeichnet u.a. mit dem „reta-Award“, dem wichtigsten IT-Award in der Handelsbranche. Der bauliche Einsatz ist minimal: Es werden lediglich Streifenfundamente gesetzt und eine Gehwegverbreiterung zur Hauptstraße hergestellt. Diese wird vom Mieter finanziert und geht dauerhaft in den Besitz der Gemeinde über. Auch hier haben wir eine Verbesserung der Sicherheitslage für den Fußverkehr. Weiterhin könnte auch der am Zebrastreifen befindliche Briefkasten der Deutschen Post auf dem Areal installiert werden. Bei der Begehung im Rahmen des Fußverkehrschecks wurde die für Sehbehinderte nicht barrierefreie Aufhängung des Kasten klar bemängelt. Die Produktpreise sollen sich weder im Tankstellen-, noch Discounter-, sondern eher Supermarktniveau abbilden. Es werden neben Produkten des täglichen auch solche im Bio- und regionalen Segment angeboten. Bezahlt wird mit EC-Karte oder App, wobei Ersteres eher die älteren Mitbürger/innen und per App die jüngere Generation ansprechen dürfte.
Natürlich muss man bei der Gesamtbetrachtung auch folgende Punkte mit einbeziehen: Vermutlich wird für die Gemeinde Malsch bei diesem Einzelhandelskonzept keine Gewerbesteuereinnahmen zu erwarten sein. Auch wird es durch das Land zu Rückforderungen an Fördermitteln kommen. Weiterhin ist jeder Lebensmittel-Einzelhandel auch Produzent von Verpackungsmüll. Hier ist aber sehr zu hoffen, dass die neue Bundesregierung in dieser Frage nachhaltigere Lösungen einfordern wird.
Für uns spricht in der Summe mehr für eine Zustimmung denn für eine Ablehnung des Konzeptes. Um es in den Worten einer Jugendlichen zu sagen: „Warum kann man in Malsch nicht einfach mal was Neues ausprobieren und dann sehen, wie es sich entwickelt?“. Wir bitten alle Ratsmitglieder, ihrem Julivotum zu folgen und mutig auch heute mit der Verwaltung und uns Grünen für die Ansiedlung des Kleinstladens „Teo“ in der Ortsmitte zu stimmen.
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