Weihnachtszeit ist Engelzeit

Engel gehören zu Advent und Weihnachten wie Kerzen, Musik und Geschenke. Auf der Suche nach Ideen für letzteres habe ich nachfolgenden Text von Ulrich Schaffer – einer meiner Lieblingsautoren – gefunden:

Eine Gnade für die Welt
Es ist eine Gnade für die Welt,
Greta Thunberg hören zu dürfen.
Ihr zuzuschauen: Ihr Wagnis,
sich in jedem ihrer Sätze verletzbar zu machen.
Ihre lebensfördernde Kombination zu spüren:
Ihre Zurückhaltung und Verletzbarkeit,
ja, sogar Schüchternheit einerseits,
ihre Entschiedenheit und Direktheit,
und ihren Angriff auf den kollektiven Schlaf
in der Welt andererseits.

Kafka sagte vor hundert Jahren,
dass wir nicht Bösewichte sind, sondern Schlafwandler.
Aber die Schlafwandler mit ihrem Schlaf
erlauben, dass Lebenszerstörendes geschieht,
dass der Narzissmus überhand nimmt,
dass inzwischen fast jeder seinen Preis hat,
und dass Geld wichtiger ist als Menschen.

Auf absurde Weise zerstören wir genau das,
was wir alle brauchen: eine gesunde, überlebende Erde.
Es ist ein Vorrecht für uns zu wissen,
dass es in diesem Mädchen eine Liebe zur Welt gibt,
die diesen zauberhaften Planeten erhalten will.
Ein 16-jähriges Schulmädchen aus Schweden
schafft es trotz oder gerade mit Asperger
die ganz große Frage noch einmal zu stellen:
Können wir an uns selbst vorbei
auf das Wohl des Planeten sehen?

Greta ist eine Art Engel,
wie es sie immer wieder
in unserer Geschichte gegeben hat.
Engel warnen, sie deuten auf etwas hin,
machen etwas transparent.
Sie segnen die Erde mit ihrer Anwesenheit.
Manchmal sind sie unfassbar, eine Art Energie,
eine göttliche Intervention, ein Aufruf,
eine Verdeutlichung, die zurechtrückt,
was verrückt wurde. Und manchmal
manifestieren sie sich auf fassbare Weise,
sind aus Fleisch und Blut, tragen Namen,
verstehen manchmal kaum, was mit ihnen geschieht
und sind doch ein Teil des großen Erwachens.
Sie segnen, ohne dieses Segnen zu wollen
und vielleicht ohne es selbst bewusst zu erleben.
Durch sie wird ihre Mitwelt reifer und weiser,
und das, was früher kaum ging, wird jetzt möglich.
Die Schlafwandler wachen auf.
Die Angeber werden eine Spur zurückhaltender.
Die Narzissten halten es etwas länger aus,
nicht im Mittelpunkt zu stehen.
Die Macher erkennen einige Grenzen ihres Machens an.
Die Aktionäre sind mit ein paar weniger Prozent
auch noch zufrieden.
Die Politiker hören ihre Lügen,
die Ausbeuter spüren ihre Gier.
Die Fortschrittsanbeter begreifen vielleicht,
dass es einen Fortschritt im inneren Leben gibt.
Die Unbegrenzt-Wachstum-Wollenden erkennen,
dass sie auf einem begrenzten Planeten leben.

Ein Mädchen mit Zöpfen, das Leben will,
auch noch in sechzig Jahren,
ein Mädchen, das sich ins Herz schauen lässt,
ein Mädchen, das bereit ist, den Preis zu zahlen,
ein schlichter Engel, eine weise Frau, eine Prophetin,
ist meistens freitags vor dem schwedischen Parlament zu finden.
Wer setzt sich mit ihr dorthin,
wo immer das auch in der Welt ist?

„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ - Weissagung der Cree-Indianer

2 Kommentare

  1. Rainer Kirmse , Altenburg

    DER BLAUE PLANET IN NOT

    Gedicht für Mutter Erde

    Tornados, Hitze, Wassernot;
    Feuer wüten in Wald und Flur.
    Das Wetter gerät aus dem Lot,
    Klimawandel zieht seine Spur.
    Raubbau, Waldfrevel, Plastikflut;
    uns’rer Mutter Erde geht’s nicht gut.
    Wir sollten uns Sorgen machen,
    und nicht über Greta lachen.

    Man produziert und produziert,
    plündert Ressourcen ungeniert.
    Gewinnmaximierung ist Pflicht,
    die intakte Natur zählt nicht.
    Börsenkurse steh’n im Fokus,
    Umweltschutz in den Lokus.

    Der Mensch, dieses kluge Wesen
    kann im Gesicht der Erde lesen.
    Er sieht die drohende Gefahr,
    spürt die Erwärmung Jahr für Jahr.
    Homo sapiens muss aufwachen,
    seine Hausaufgaben machen.

    Die Jagd nach ewigem Wachstum
    bringt letztlich den Planeten um.
    Das oberste Gebot der Zeit
    muss heißen Nachhaltigkeit.
    Statt nur nach Profit zu streben,
    im Einklang mit der Natur leben.

    Zu viele Buchen und Eichen
    mussten schon der Kohle weichen.
    Retten wir den herrlichen Wald,
    bewahren die Artenvielfalt.
    Kämpfen wir für Mutter Erde,
    dass sie nicht zur Wüste werde.

    POEM FOR MOTHER EARTH

    The earth is our mother,
    we will not have another.
    There’s no better place to find
    for animals, plants, mankind.

    Green woods, beautiful lakes,
    nature has got, what it takes.
    We have to keep clean the air,
    as environment everywhere.

    Put an end to coal mining,
    nuclear power and fracking.
    Climate concerns all nations,
    just as plastic in the oceans.

    For good living day and night
    must change darkness and light.
    Our planet, so wonderful blue,
    we will always protect, we do!

    Rainer Kirmse , Altenburg

    Herzliche Grüße aus Thüringen

    Antworten

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